Projektarbeit ist eine große Chance für die Musikvereine (bitte nicht böse sein, wenn ich im Folgenden nur Musikverein schreibe - gemeint sind natürlich alle Vereine, in denen Musik gemacht wird, egal wie sie heißen). Ob Orchesterfreizeit, Jugendleiter/innenschulung oder Musikfest: Projektarbeit schafft die Möglichkeit sich selbst auszuprobieren, neue Ehrenamtliche in die Arbeit einzubeziehen und die eigene Leistung öffentlichkeitswirksam darzustellen. Aber wie überall: Know-How heißt das Zauberwort! Von Attraktivität bis Zeitmanagement muss vieles beachtet werden, damit es am Ende Erfolge gibt! Und es bleibt ein entscheidender Punkt: DIE FINANZIERUNG!
Projektförderung wird heute immer wichtiger. In Zeiten knapper Kassen und geringer werdender Chancen auf eine dauerhafte Förderung (z.B. über die eigene Kommune) steigt für Musikvereine der Druck, die Finanzierung ihrer Arbeit anders zu organisieren. Gleichzeitig haben engagierte und kompetente Menschen in Musikvereinen erstklassige Ideen und wollen sich einbringen. Also machen wir aus der Not eine Tugend!
Fördergeber können verschiedene Stellen sein. Natürlich ist die öffentliche Hand noch immer der wichtigste Ansprechpartner. Von der Kommune bis zum Bundesjugendministerium: Musikvereine werden mit ihrer Arbeit seit vielen Jahren gern gesehen und unterstützt. Dazu gibt es zahlreiche Vereine und Verbände, die in sehr unterschiedlichen Größenordnungen fördern. Relativ neu ist mit wachsender Bedeutung das Thema Stiftungen. Hier ist in letzter Zeit ein vielschichtiges und dynamisches Feld entstanden, das weit über die örtliche Sparkassenstiftung hinaus geht.
Alle Fördergeber verbinden mit der Förderung ein bestimmtes Ziel!
Jetzt könnte man meinen, das Geld läge auf der Straße und der Kassierer müsste sich nur noch bücken. Na ja, in Deutschland wird von vielen Stellen gern und sehr umfangreich gefördert, doch verbinden alle Fördergeber damit bestimmte Ziele. Es geht überall um den Einsatz von Mitteln, seien dies Steuergelder, Teile von Firmengewinnen oder die Erlöse von Stiftungsvermögen, die der Geber sinnvoll und nachhaltig angelegt sehen will.
Zum Glück ist mangelnde Kreativität und Sinnhaftigkeit von Projekten kein Problem bei unseren Musikvereinen. Trotzdem sind viele Punkte zu beachten, bevor aus der Idee ein von Dritten finanziertes Projekt wird. Da stellt sich zuerst die Frage, welches Ziel mit einem Projekt erreicht werden soll. Daraus folgt nämlich die Suche nach dem passenden Förderprogramm. Denn: es gibt nichts, was es nicht gibt! Doch wie einen Überblick bekommen? Besonders hilfreich sind hier Dachverbände wie die Deutsche Bläserjugend aber auch Landesmusikräte etc., weil dort hauptamtliche Kräfte arbeiten, die etliche Infos bekommen oder recherchieren und gute Tipps weitergeben bzw. Vereinen bestimmte Programme empfehlen können.
Den Überblick behalten: Dachverbände helfen!
Ihre jeweiligen Ziele der Förderung, ihre Förderrichtlinien (wer darf mitmachen, wann muss der Antrag wo eingegangen sein etc.) und so genannte FAQs (= oft gestellte Fragen) haben die fördernden Stellen auf ihre Internetseiten gestellt. Die Ziele des Programms müssen sich im eigenen Projekt wieder finden und der Antrag muss erkennen lassen, wie viel Herzblut der Verein ins Projekt steckt.
Musikvereine können an viel mehr Programmen teilnehmen, als den meisten bewusst ist. Schließlich wird bei uns nicht "nur" Musik gemacht. Musikvereine bringen Menschen zusammen, sichern Teilhabe an Kultur, bauen Barrieren zwischen Arm und Reich ab, bilden Kinder und Jugendliche (und Erwachsene) umfassend und international, kommunizieren politische Forderungen und stärken unsere Demokratie (diese Reihe ließe sich beliebig fortsetzen).
Fördergelder finanzieren Projektkosten - nicht die reguläre Vereinsarbeit!
Wie ein Projekt dann am Ende aussieht, hängt natürlich maßgeblich von den Finanzen ab. Ein guter Anhaltspunkt, welche Größenordnung ein Projekt annehmen kann, ist der Förderhöchstbetrag. Förderung kann auf zwei Arten erfolgen. Bei der Festbetragsfinanzierung gibt es feste Sätze z.B. pro Person, pro Tag etc. Das macht die Kalkulation leicht. Gängiger sind Fehlbetragsfinanzierungen, bei denen eine Summe x zur Verfügung gestellt wird, um eigene Mittel bzw. Mittel Dritter so aufzustocken, dass das Projekt stattfinden kann. Eine Eigenleistung des Trägers wird generell vorausgesetzt. Das kann eine finanzielle Beteiligung sein (z.B. 10% der förderfähigen Kosten) eventuell aber auch nicht-monetäre Leistungen (z.B. ehrenamtliche Arbeit). Achtung: Mit Fördergeldern werden Kosten bezahlt, die durch das Projekt entstehen, nicht die reguläre Vereinsarbeit. Welche Kosten getragen werden steht immer vorher fest! Und schließlich müssen die förderfähigen Kosten im so genannten Verwendungsnachweis mit Belegen aufgelistet werden. Ein Projekt ist erst abgeschlossen, wenn es auch korrekt abgerechnet ist! Das wird heute auch schon mal komplett online ermöglicht (inklusive einem Blog als Dokumentation!). Keine Bange, das geht einfach und bedarf keiner erweiterten Programmierkenntnisse!
Zum Abschluss noch drei Tipps:
Es gibt bei jedem Förderprogramm Menschen, die den Antrag bearbeiten. Ein Anruf vor der Antragsstellung klärt viele Fragen und macht jeden Antrag erfolgreicher!
Die Engagierten sollten sich im Vorfeld gut abstimmen und ein Projekt stets gemeinsam angehen. Niemand kann Projekte ganz allein stemmen. Was im Vorfeld bereits besprochen ist, geht hinterher seltener schief.
Die Zeit ist der größte Feind der Förderung. Daher: früh anfangen, schlüssig planen und zügig abschließen.
Matthias Laurisch, Bildungsreferent der Deutschen Bläserjugend